www.familie-verreist.de

Logbuch --> Januar

26. Januar

Welch ein großartiger und überraschender Empfang! Wir hatten zwar erwartet abgeholt zu werden, aber mit einem kompletten Empfangskomitee hat wohl keiner von uns gerechnet. Und so waren wir reichlich verblüfft, als sich nach gut 11 Stunden Flug die letzte Tür der Ankunftshalle am Münchner Flughafen öffnete und dort Brittas halbe Familie mit Luftballons auf uns wartete, außerdem die fleißigen Haushüter. Und bei unserer Ankunft in Gröbenzell war nicht nur das Haus geschmückt, es war bereits alles vorbereitet für ein großfamiliäres Mittagessen, Kaffeetrinken sowie einen gemütlichen Abend mit Prosecco zum Erzählen. Wir sind wieder zu Hause! Es ist alles anders als unmittelbar zuvor aber eigentlich wie immer. Und so sind wir ziemlich überascht, wie schnell wir bei uns die gleichen Handgriffe wiederfinden, die wir bereits vorher aus reiner Gewohnheit machten. Und die erste Nacht wieder im eigenen 'ganz normalen' Bett ist dann auch eben wieder ganz normal.

Trotzdem werden wir wohl noch ein paar Tage brauchen, um wirklich angekommen zu sein und uns in der Alltagssituation gefunden zu haben. Um all das Erlebte im Kopf aufzuarbeiten, während wir Mitbringsel sortieren, Fotos schauen und hier und da die ein oder andere Begebenheit erzählen.

23. Januar

Es sind ruhige Tage hier in Sao Paulo. Während vor der Tür das Leben dieser Megapole pulsiert und die mehr als 20 Millionen Einwohner mit ihren Autos regelmäßig die Straßen verstopfen und Fußgänger die schmalen Bürgersteige zum Überlaufen bringen, faulenzen wir. Im Haus von Ju und Jorge, der Capoeira-Maeste ist, können wir teilhaben an einem ganz anderen Leben. Für die Beiden dreht sich alles um diesen Sport und seine Philosphie. Erst vor einem halben Jahr kamen sie aus Polen, wo sie die vergangenen sechs Jahre lebten und dort in Warschau ein Capoeira-Schule aufbauten, zurück. Noch können sie hier nicht vom Capoeira leben und so geht Jorge, nachdem er bereits morgens ab 6.00 Uhr eine Stunde Capoeira unterrichtet hat, arbeiten. Bei einem Freund, dem er beim Gravieren von Tassen hilft. Sein Traum ist das nicht, aber das Geld hilft, um den eigentlichen Sinn seine Lebens zu finanzieren. Und wenn er abends zurückkehrt, wird wieder unterrichtet und zusammen musiziert und gesungen. Die Wege sind kurz, denn die Wohnung hat einen großen Raum, der gleichzeitig Unterrichtsstätte ist.

Wenn alles gut geht und das öffentliche Leben, dass in Brasilien zwischen Weihnachten und dem Ende des Karneval ruht, in vier Wochen wieder beginnt, wird es vielleicht etwas besser. Schulen unterrichten wieder, an Universitäten geht der Lehrbetrieb los und die Menschen kehren aus dem Urlaub zurück. Dann, so die Hoffnung der beiden, werden mehr Schüler zu ihnen kommen. So wie in Brasilia, wo sie vom Capoeira lebten, bevor sie nach Polen gingen.

21. Januar

Erst um kurz vor Mitternacht - nach 12 Stunden Reise - waren wir endlich bei Ju und Jorge, Brittas Freunden, in Sao Paulo. Das sollte eigentlich ganz anders laufen, aber als wir um kurz vor eins am Flughafen ankamen, um schon für unseren Flug um halb vier einzuchecken, war dieser noch nicht gelistet. Also erkundigten wir uns zunächst an der Information danach im Lufthansabüro und erfuhren, dass die Flugpläne bereits im Oktober vergangenen Jahres geändert wurden. Dabei ging offensichtlich unsere Buchung von Buenos Aires nach Sao Paulo verloren. Sehr schade! Denn seit neuestem bietet Lufthansa diese Strecke gar nicht mehr an. Es geht nur noch von Buneos Aires nach Frankfurt oder von Sao Paulo nach München. So so...

Anhand unserer Tickets konnten wir belegen, dass wir wirklich gebucht hatten und wurden auf die Warteliste von TAM, einer brasilianischen Airline, gesetzt. Mit diesem Flug sollten wir die nun "fehlende" Strecke zurück legen. Um halb fünf sollten wir uns erneut im Büro vorstellen. Wir erhielten einen Essensgutschein, der die drei Stunden immerhin ein wenig verkürzte. Als wir um halb fünf wieder dort waren, wurden wir auf fünf Uhr vertröstet und dann auf halb sechs. Zu dieser Zeit wollten wir eigentlich bereits den Landeanflug auf Sao Paulo antreten. Letztlich bekamen wir alle noch einen Platz in der Maschine, allerdings war nun Eile angesagt, da die Maschine bereits in Kürze starten sollte: Gepäck aufgeben, Tax bezahlen, Sicherheitskontrolle, Passkontrolle und Ausreise. Alles in allem ist das bereits ohne Eile anstrengend. In dieser Situation aber war es Stress pur. Im Flugzeug saßen wir dann über 15 Sitzereihen verstreut und alle konsequent auf dem Mittelplatz. Als wir kurz vor 23.00 Uhr das Flughafengebäude in Sao Paulo verließen, waren wir geschafft und aber eine Stunde später nach Bus- und Taxifahrt glücklich und voll beladen an unserem Ziel.

Nach einem Essen und vielen Worten schliefen wir dann nacheinander ein. Heute haben wir den Tag sehr ruhig angehen lassen. Aufstehen, erzählen, früstücken, Essen kaufen, Essen machen, essen, erzählen, fernsehen. Wir fühlen uns sehr wohl und haben nicht das Gefühl viel zu verpassen. Denn draußen sind es ungemütliche 20 Grad und es nieselt ein wenig. Kein brasilianisches Wetter, aber herrlich zumindest für Kris und Talaja, die unter Hitze leiden. Apropos... Talaja ist heut ein wenig krank - der Bauch schmerzt. Das ärgert sie natürlich, aber besser heute als gestern! Und bis zu unserem Rückflug ist's hoffentlich vorbei.

19. Januar, die Zweite

So nun sind wir nach einem schönen Tag am Wasser in Buenos Aires angelangt. Unser Hotel ist ganz in Ordnung und wird dadurch grandios, dass wir einen kostenlosen High-Speed-Internet-Zugang haben. Toll! Nun können wir endlich unsere ganzen Mails herunterladen und dies und das erledigen, bevor wir morgen zum Flughafen und dann nach Sao Paulo fliegen.

19. Januar

Während alle anderen noch faul im Bett liegen, ist Talaja schon fleißig. Sie packt unsere Sachen, denn in einer knappen Stunde müssen wir unsere Cabana verlassen. Bevor wir dann in die Stadt fahren, werden wir noch ein paar Stunden hier im Delta des Parana verbringen. Wie auch in den vergangenen Tagen werden wir baden, im feinen Flusssand buddeln und im Schatten der großen Bäume faulenzen. Dann werden wir letztmalig mit der Fähre übersetzen, letzmalig ein Boot nach Tigre nehmen, letztmalig mit der Bahn nach Buenos Aires fahren. Bei uns gibt es momentan eigentlich fast nur noch letzte Dinge. Letztes Frühstück hier, letztes Abendessen dort, letzter vollständiger Tag in Argentinien und so weiter. Es ist Abschiedstimmung!

17. Januar

"Durch das erste Tor, dann durch die gelbe Pforte, dahinter nach links und dann immer gerade aus" sagte der Mann als wir mit BIK-Theo in den Hafen einfuhren. Erstaunlich unkompliziert war es und schnell ging es, als wir die letzten Formalitäten erledigten. Keine halbe Stunde dauerte die Prozedur, dann waren wir fertig. Diesmal interessierte es niemanden, dass wir (Britta, Kris und Sivian - die anderen Kinder waren lieber in unserer Cabana geblieben) gemeinsam durch das unübersichtliche Hafengelände mitten durch die Containerschluchten fuhren, staunend beäugten und staunend beäugt wurden. Nahezu an der gleichen Stelle, an der unser BIK-Theo vor einem knappen halben Jahr geparkt war, kurz bevor wir ihn auslösten, übergaben wir den Fahrzeugschlüssel. Wir warfen noch einen letzten Blick hinein, dann drehten wir uns um und verließen das Hafengelände.

Angenehm frisch war die Stadt, abgekühlt von den Gewittern der vergangenen Nacht, als wir nach einem Internetcafe suchten, schließlich fanden und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxi die Rückreise zu unserem vorerst letzten Campingplatz in Südamerika antraten. Ein wenig Wehmut kommt nun schon auf. In ein paar Tagen wird eine wunderschönes halbes Jahr zuende gehen. Aber anstelle zu trauern, dass es vorbei ist, freuen wir uns lieber, dass wir es hatten (wenn es auch manchmal ein weing schwer fällt)!

15. Januar

Am frühen Morgen wurde es tatsächlich etwas frischer. Und so nutzten wir - ganz im Gegensatz zu unseren Gewohnheiten - die ersten Stunden des Tages, um unsere BIK-Theo auszuräumen und klar Schiff zu machen für die lange Reise. Am Nachmittag, so der Plan, wollten wir wieder nach Buenos Aires fahren, letztmalig mit BIK-Theo. Allerdings brauchten wir natürlich eine Ersatzunterkunft. Die hatten wir zwar schon bestellt, direkt hier auf dem wunderschön gelegenen Gelände des argentinischen Automobilclubs, aber erst ab morgen. Also mal sehen...

Mit einem kleinen Boot setzten wir über den etwa 30 Meter breiten Kanal auf die andere Seite und gingen zur Administration. "Wie ist der Name? Nein, da habe ich nichts." Auch das noch... Wir befürchteten schon, dass aus irgendeinem Grund unsere Reservierung hier nicht angekommen sei. Aber nach langem Suchen fand man sie dann doch und nachdem wir noch überzeugend vermitteln konnten, dass "Laura", der Name auf den reserviert war, sicher ein telefonisches Mißverständnis sei und statt dessen "Britta Schnapp-Langenberg" heißen müsse, konnten wir noch am gleichen Tag die Schlüssel entgegen nehmen. Welch ein Luxus, nur insgesamt 18 Ferienwohnung sind auf dem 36 Hektar großen Gelände, direkt am Wasser. Wir haben zwei Räume, ausgestattet mit je einem Ventilator (das ist das Beste) und ein richtiges Bad, ganz für uns allein. Naja was man so allein nennt, wenn man zu sechst ist. Marnas konnte es gar nicht abwarten, aber bis wir alles fertig hatten und unsere Sachen sortiert waren, waren 6 Stunden ins Land gegangen und es war bereits füher Nachmittag.

Die Hitze und das Räumen hatten uns angestrengt und so waren wir sehr erleichtert, als wir von der Agentur erfuhren, dass wir BIK-Theo auch einen Tag später abgeben könnten, da das Schiff verspätet sei. Und gleich noch eine gute Nachricht: Am Himmel zogen wieder dunkle Wolken auf. Diesmal blieb es nicht nur bei der Ankündigung. Noch während wir die letzten Einkäufe mit BIK-Theo erledigten begann es zu stürmen und danach regnete es kräftig. So richtig frisch wurde es aber erst spät in der Nacht. Als eine dritte, vierte oder fünfte Gewitterfront so viel Abkühlung brachte, dass wir sogar die Fenster schlossen.

14. Januar

Was hatte uns nur geritten, als wir beschlossen, Nudeln zum Abendessen zu kochen? Die Luft war bereits zum Schneiden dick. Kein Wind wehte und die Schweißperlen liefen jedem von uns schon von der Stirn, wenn wir nur da saßen. Selbst die Tiere schienen zu erstarren, nichts bewegte sich. Einige Wolken zogen am Himmel auf und bald würde ein Gewitter aufräumen mit dieser unerträglichen Schwüle, aber wann nur?

Wir waren nördlich von Buenos Aires angelangt. Einige Kilometer außerhalb von Tigre, direkt im Delta des Parana. Unzählige Kanäle, gefüllt mit dem braunen Wasser, das etwas weiter östlich, zwischen Montevideo und Buenos Aires den Rio de la Plata bildet, durchziehen hier die flache Pampa. Eine fruchtbare Landschaft ist es, mit vielen Bäumen und saftigen Wiesen. Das wäre uns vor Beginn der Reise nicht aufgefallen, aber jetzt, nach etlichen tausend Kilometern Pampa, ist es etwas Besonderes. Um acht Uhr morgens des selben Tages waren wir in Buenos Aires angekommen, nach einer langen aber kühlen nächtlichen Fahrt und einem Tankstellenschlafplatz, der zu den lautesten unserer Reise zählte. Aber das war nicht wichtig, wichtig war nur, dass wir den Papierkram für BIK-Theos Verschiffung erledigt bekamen. Erst zu Agentur, Papierkrieg dort. Dann zum Notar, damit dieser alle 36 Seiten des Reisepasses fotokopiert und beglaubigt. Danach zum Zoll, langes Warten und Papierkrieg dort. Es fehlte noch dies und jenes und einige Kopien. Normaler Weise werden diese auch vor Ort angefertigt, aber nicht heute, da der Kopierer kaputt war. Also noch mal wo anders hin. Das kostet Nerven und Zeit. Erst halb sechs gaben wir auf. Alles andere musste bis morgen warten.

Die Nudeln war bißfest, genau richtig, aber so wirklich Appetit hatte niemand mehr. Trotzdem wir alle Fenster BIK-Theos geöffnet hatten, war es unerträglich. Und draußen sitzen? Eine gute Idee - im Prinzip. Aber die Moskitos. Überall Moskitos! Der Campingplatz, den wir hier vermuteten war leider keiner, oder zumindest kein Richtiger und so gab es auch die ersehnte kalte Dusche nicht. Aber wenigstens Wasser hatten wir, braun - na gut, aber frisch. Doch was nutzt das, wenn der Schweiß schon wieder läuft, sobald man das Wasser verlässt? Trotzdem wir uns aller Klamotten entledigten, war unsere Nacht unruhig. Marnas und Ithana schliefen lieber auf dem Boden, als oben in BIK-Theo, einige Mücken hatten tatsächlich den Weg in unser Wohnmobil gefunden und das ersehnte Gewitter kam nicht.

13. Januar

So schön es hier ist, einen kleinen Nachteil gibt es doch. Wir sind quasi von der Außenwelt abgeschnitten. Denn die Internetverbindungen sind so langsam, das selbst das öffnen normaler textlastiger Seiten lange dauert. An das Hochladen neuer Inhalte ist da nicht zu denken... Na mal sehen, vielleicht klappt es schon heute abend auf dem Weg nach Buenos Aires.

Gestern abend ist aber noch etwas wirklich Bemerkenswertes passiert. Wir, das heißt Britta und Kris, haben uns neue Eheringe gekauft und das kam so...

Eigentlich wären die "alten" Ringe noch gut gewesen, aber Kris hatte seinen in einem Fluss beim Baden verloren. In Brasilien war das und liegt nun schon einige Monate zurück. Hin und wieder haben wir seitdem nach einem Ersatz gesucht, da wir aber nie wirklich angestrengt schauten, dauerte es eben seine Zeit. Und hier in Sierra de la Ventana bummelten wir vor 3 Tagen über einen kleinen Kunsthandwerkmarkt und stöberten bei den Ringen. Aber überall das Gleiche. Ringe, wie wir sie auch auf jedem Markt in Deutschland kaufen könnten. Manche mit Prägungen oder Gravuren, aber nichts Spezielles. Doch dann gab es da noch eine Handvoll anderer ganz schlichter Stücke. "Die sind aus Münzen gemacht" erzählte uns der Verkäufer. Die Gold anmutenden Ringe aus argentinischen Münzen und die eher Silber wirkenden aus chilenischen. Gold - oder goldfarben - passt nicht zu uns. Und von den anderen war nur ein einziger da, aber der passte Kris. Immerhin. Also fragten wir, ob er noch einen dieser Art hätte, hatte er aber nicht, sondern nur das, was wir sahen. "Schade," dachten wir. "Aber kannst du uns nicht noch einen anfertigen?" fragten wir. "Schwierig in dieser Zeit. Denn ich stehe den ganzen Tag hier und da bleibt nicht viel Zeit, aber ich will sehen, vielleicht schaffe ich es." Sehr motiviert wirkte das nicht. Denn eigentlich müsste es schon schaffbar sein. Der Markt geht schließlich nur von 19 bis 24 Uhr, nach unserem Empfinden ist da noch was vom Tag übrig, aber in Südamerika wird die Zeit in anderen Einheiten bemessen. Anhand eines anderen Ringes zeigten wir im noch Brittas Fingergröße, waren aber nicht sicher, wie ernst er uns nahm. Um unserem Kaufwillen noch ein wenig Nachdruck zu verleihen, fragten wir nach dem Preis. "10 Pesos pro Ring." "Wenn du die Ringe morgen beide hast, zahlen wir 30." Wir redeten noch ein wenig und offerierten schließlich 40 Pesos. Eigentlich müsste das jetzt ein wirklich prächtiges Geschäft sein, doch als wir am kommenden Tag wieder bei ihm vorbei schauten, zuckte er nur mit den Schulter. "Wie lange seid ihr denn noch hier." "Nur noch morgen." antworteten wir. "Dann kommt morgen noch mal vorbei." Obwohl wir einkalkuliert hatten, die Ringe heute nicht zu erhalten, waren wir trotzdem enttäuscht. Einen letzten Versuch wagten wir noch. "Wenn wir morgen beide Ringe bekommen, geben wir dir 50 Pesos." Ob er nun nur Mitleid wegen unseres verzweifelten Kaufwillens hatte oder tatsächlich dieses Geschäft nicht abschlagen wollte, wissen wir nicht. Aber am kommenden Abend war der zusätzliche Ring fertig, passte wie angegossen und so kauften wir.

In Brasilien hat Kris seinen Ehering verloren und nun haben wir Ersatz in Argentinien aus chilenischen Münzen gekauft, von einem Mann der leider nicht aus Uruguay stammte (aber bestimmt schon mal dort war).

12. Januar

Eigenartig. In den vergangenen Tagen hatten wir eher den Eindruck in Europa unterwegs zu sein. Wir sind in Sierra de la Ventana. Das ist ein kleiner Ort, mitten im wohl einzigen Gebirge in der ansonsten mehrere tausend Quadratkilometer umfassenden flachen Pampa.

Die Entscheidung hier in zu fahren, trafen wir, nachdem wir in bulliger Hitze am Atlantikstrand vergeblich nach Schatten suchten und letztlich in der heißen Sonne parkten und der Wind durch unsere geöffneten Fenster den Staub seit Monaten nicht mehr beregneter Erde blies. So hatten wir uns das nicht ganz vorgestellt, als wir in Puerto Madryn den Plan fassten, zunächst an der Küste nordwärts zu fahren und dabei noch möglichst lange die Frische des Atlantischen Meeres und des Küstenwindes zu genießen. Zwar war der Ort, in dem wir standen, mit einer guten touristische Infrastruktur - inklusive einer netten Fußgängerzone, Infozentrum und einem breiten Strand (in dessen Naturstein kleine Becken gehauen waren), ausgestattet. Aber leider ist er im Sommer rappelvoll. Nichts für uns! Mit frischen Obst und viel Eis verkrochen wir uns vor der brennenden Sonne und sind erst am frühen Abend runter zum Strand, um dort noch ein wenig im Schatten des Küstenfelsens zu sitzen und in einem der Becken zu baden. Der abendliche Bummel durch das Zentrum zeigte uns deutlich wie hier die Uhren ticken: zwischen 22 und 23 Uhr wurde es in der Fußgängerzone richtig voll, da spazierten die Familien, Kinderkarusselle drehten sich, der Artesania-Markt füllte sich und Musikanten spielten an den Ecken. Alle genossen die frische Luft.

Aber Abkühlung war nicht in Aussicht, auch der kommende Tag würde so heiß bleiben. Auf der Suche nach einer Alternative stieß Kris auf den Ort, der auf knapp 1200 Meter über Meeresspiegel liegt. Das versprach Abkühlung und so machten wir uns gegen Mitternacht - nachdem es sich soweit abgekühlt hatte, dass eine "normale" Fahrt möglich war, auf den Weg. Beinahe wären wir noch an Spritversorgungsproblemen gescheitert, aber letztlich fanden wir noch eine Tankstelle mit Diesel. Und obwohl auch hier der Vorrat schon bedrohlich zur Neige ging, reichte es noch für das Auffüllen unseres Dicken und die Flucht.

Als wir am Mittag des nächsten Tages in den Ort einfuhren, stand fest: Hier bleiben wir. Es gab Bäume, viele Bäume, Schatten, einen kleinen Fluss, mehrere Campingplätze und ein angenehmes Klima. Dass der Ort tatsächlich nur etwa 250 Meter über dem Meeresspiegel liegt (dafür aber 1200 Einwohner) stört uns auch nicht. Wenig erinnert hier an Südamerika, oder die argentinische Pampa. Denn es gibt viel grün, einige (wenn auch karge) Berge in der Umgebung und viele gemauerte und gut gepflegte Häuser. Nur die Menschen sind noch immer so, wie wir sie kennen gelernt haben. Am Freitag füllte sich der Campingplatz bereits am späten vormittag zusehends. Und während in Europa wohl ersteinmal das Zelt aufgebaut werden würde, wird hier als erstes der Grill angezündet, Unmengen an Fleisch aus dem Kofferraum der meist klapprigen Fahrzeuge geholt, etliche Stühle um einen Tisch gestellt und gegessen. Danach kommt alles andere, bis es dann schon wieder so weit ist und der Grill von neuem angeworfen wird.

Die Argentinier bezeichnen sich selbst als Grillweltmeister und nach unserer Beobachtung können wir nur sagen - zu Recht!!! Das Fleisch und nur das wird hier gegrillt (wenn wir Gemüse oder Brot auf dem Grill hatten, wurden wir bestenfalls nur etwas skeptisch beäugt), ist von hervorragender Qualität und eine wirkliche Parilla dauert mindestens drei Stunden. Wir haben versucht so viel wie möglich zu lernen und werden das Gelernte auf unserem diesjährigen Sommerfest präsentieren. Am Besten ihr haltet euch schon mal das Wochenende des 26. und 27. Juli frei. An diesem Termin wollen wir zum einen das Leben, zum anderen das einjährige Abfahrtsjubiläum unserer Südamerikareise und zum dritten unsere halbjährige Rückkehr feiern. Näheres dazu kommt noch!

Aber wie sind wir eigentlich darauf gekommen? Ach ja... Nun sind wir schon den vierten Tag hier und haben uns überlegt, die restlichen knapp 600 Kilometer bis Buenos Aires in einem Ritt abzufahren, des nachts. Am Montag müssen wir dann bei der Spedition in Buenos Aires vorstellig werden und aberwitzig viel Papierkram erledigen. Eigentlich kaum zu fassen, da wir lediglich unser Auto wieder ausführen wollen und im Grunde annahmen, dass das nicht komplizierte als ein Grenzübertritt sein dürfte. Ist es aber.

Die Zeitumstellung bei unserer Rückkehr könnten wir theoretisch ganz gut verkraften, da es nur 3 Stunden sind. Das ist schon ein Ding, denn schließlich sind wir ja einige Kilometer von zuhause entfernt. Aber in Realität wird sich das als deutlich schwieriger heraus stellen. Denn vor eins gehen wir nie schlafen und inzwischen steht auch keiner von uns mehr vor halb zehn Uhr auf. Zumindest unsere Schulkinder haben da eine Aufgabe vor sich, wir Großen und ganz KLeinen sind da wesentilch besser dran.

07. Januar

Wir sind wieder auf dem Zeltplatz in Puerto Madryn angekommen. Hier wollen wir noch einmal Wasser und Kraft tanken, bevor wir uns auf den letzten etwa 1500 Kilometer langen Weg durch Südamerika, nach Buenos Aires, machen. So richtig motiviert dies zu tun sind wir eigentlich nicht. Denn tagsüber ist es so unbeschreiblich heiß, dass wir uns im Schatten unserer Markise zusammendrängen und immer auf einen Luftzug warten. Da es diese hier glücklicher Weise relativ häufig gibt, lässt es sich gut aushalten. Doch andere Camper nehmen uns den Spaß, wenn sie berichten, wie angenehm es hier im Vergleich zu Buenos Aires ist. Am liebsten würden wir bis zum Herbst hier warten. Aber das geht nicht, denn bereits am kommenden Montag müssen wir im Büro der Agentur vorstellig werden, um unsere Frachtpapiere zu klären. Dafür haben wir dann immerhin fünf Tage Zeit, hoffen aber inständig, dass es nicht wirklich so lange dauert.

Die Hitze bringt es mit sich, dass wir unseren Rhythmus nun ganz und gar argentinisiert haben. Das bedeutet, dass wir morgens so lange schlafen, wie es die Wärme zulässt, den Tag über im Schatten dösen und erst am späten Nachmittag wieder zu Aktivitäten zurück finden. Gegessen wird erst bei Sonnenuntergang, denn dann ist es draußen sehr angenehm und wir sitzen wie alle anderen an der frischen Luft und erzählen uns etwas. Ins Bett geht es für uns selten vor ein Uhr nachts.

Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten von diesen Tagen. Beeindruckend ist nur, wie voll es überall ist. Aber wir befinden uns eben mit im Sommer und sind noch dazu in der besten Ferienzeit unterwegs. Zu Silvester war dieser riesige Campingplatz nur etwa zur Hälfte belegt, inzwischen sind aber alle etwa 200 Plätze ausgebucht. Und der Campingkiosk öffnet morgens um 6.00 Uhr und schließt seine Pforten erst weit nach Mitternacht. Es lohnt sich offenbar momentan.

05. Januar

Jetzt sind wir auf der Peninsula Valdez und hier gibt es unglaublich viele, imposante Tiere zu sehen. Normaler Weise zumindest. Wenn nicht gerade Januar ist! Denn dann sind sowohl Waale als auch Orcas unterwegs und nur schwer anzutreffen, wenn man die vielen eindrucksvollen Postkarten, die hier an jedem Kiosk verkauft werden, mal außer acht lässt. So wird uns in jedem Moment vor Augen geführt, welch eindrucksvolles Schauspiel wir gerade verpassen. Na nur halb so schlimm. Denn zum einem planen wir sowieso eine erneute Reise und zum anderen haben wir uns gestern mit putzigen Pinguinen trösten können. Die watschelten nur einen Meter vor uns an der Steilküste entlang, umsorgten ihren Nachwuchs oder sonnten sich in der brennenden Glut, um danach ins Wasser zu rutschen und fischen zu gehen.

Auch Seelöwen und Seeelefanten sahen wir. Allerdings sahen die von oben wie riesige tote Fische aus, die an den Strand gespült wurden. Mit Bewegungen wurde sehr sparsam umgegangen und nur dann und wann wälzte sich ein Tier an Land oder ins Wasser. Aber kann man ja bei diesen Temperaturen durchaus verstehen... Und so nahmen wir uns ein Beispiel und machen es heute ebenso: Am Strand liegen und Faulenzen.

Da es nun nur noch etwa 10 Tage sind, bis wir in Buenos Aires angelangt sein müssen und wir in drei Wochen schon wieder zuhause sind, ist es nicht mehr zu verleugnen: Wir fahren dem Reiseende entgegen. Dabei wäre es doch ein Leichtes jetzt einfach nach Westen abzudrehen, um die vielen Dinge zu besichtigen, die wir noch nicht gesehen haben. Oder wir könnten noch einmal zurück fahren, an die Orte, an denen es uns besonders gefallen hat. Machen wir aber nicht, etwas hält uns ab. Vernunft, Verantwortung, Verpflichtungen? In letzter Zeit ändern sich unsere Gespräche grundlegend. Wir sprechen, obwohl noch einen ganzen Jahresurlaub entfernt, über zuhause und freuen uns darauf. Wir haben viel gelernt und eine unserer wichtigsten Erkenntnisse ist: Es geht auch anders, immer. Du musst nur bereit sein es zu tun. Aber dazu später mehr...

02. Januar

Ein frohes und gesundes Neues Jahr wünschen wir allen, die uns hier begleiten! Wir hatten ein schönes Sylvesterfest, haben gegrillt bis zur Jahreswende und danach am sternenklaren Himmel ein Raketenmeer über Puerto Madryn aufgehen sehen: die Silhouette der Stadt und die Bucht leuchteten in allen Farben und um uns zwischen Dünen und Strandstraße knallten die Korken mit den Böllern um die Wette. Es gab auch ein paar kleine brennende Büsche, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass es hier seit vergangenem Februar nicht mehr geregnet hat.

Jetzt ist das Jahr schon 2 Tage alt und bisher haben wir es ruhig angehen lassen: grillen, Eis essen und relaxen UNTER DER MARKISE! Man glaubt es kaum, aber nach 20.000 km kreuz und quer durch Südamerika ist das gute Stück seit gestern wieder an seinem vorgesehenen Platz. Ein wenig lädiert, aber tatsächlich weitestgehend funktionsfähig!

Und die Rückverschiffung unseres Dicken konnten wir klären. Nachdem es zunächst hieß, vor Mitte Februar sei kein Platz zu kriegen und wir schon die verschiedenen Varianten hinsichtlich Dauerparken, Verleih und Verkauf durchgespielt hatten, da ergab ein weiterer Anruf beim deutschen Spediteur plötzlich doch noch einen Nachrückplatz. Zum 18. Januar - etwas knapp, aber so bleibt uns genügend Zeit für die Peninsula Valdez und eine nicht zu stressige Rückfahrt nach Buenos Aires